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Archivalien des Monats
25.07.2024  |  Archivalien des Monats

Naturfreunde und Wandervögel aufgepasst!

 

"Es war, als hätt der Himmel

Die Erde still geküßt,

Daß sie im Blütenschimmer

Von ihm nun träumen müßt.

 

Die Luft ging durch die Felder,

Die Ähren wogten sacht,

Es rauschten leis die Wälder,

So sternklar war die Nacht.

 

Und meine Seele spannte

Weit ihre Flügel aus,

Flog durch die stillen Lande,

Als flöge sie nach Haus."

 

(Joseph von Eichendorff - Mondnacht, 1837.)

 

Nach einer spannenden Fußball-Europameisterschaft freuen wir uns nun wieder auf warme und gediegene Spätsommerstunden. Und wo kann man sich besser erholen und neue Kräfte sammeln als draußen in Mutter Naturs Schoß? Hier kommen Sonnenanbeter, Liebhaber der Flora und Fauna wie auch Freunde der Natur, des Sports und Wanderns voll auf ihre Kosten!

Das Stadtarchiv präsentiert bis Anfang September neben historischen Wanderführern auch Druckschriften der Sektion Ebingen des Deutschen Alpenvereins aus den Jahren 1955 und 1959 sowie einen Zeitungsartikel zur Grundsteineinbringung des Raichberghauses in der Nähe des malerisch gelegenen Zeller Horns in Albstadt-Onstmettingen aus dem Jahr 1928.

Kaum zu glauben! Im August 1931 wurde die Bevölkerung seitens der Stadtverwaltung Ebingen zur Ablieferung giftiger Schlangen aufgerufen. Dies geht aus einem Protokoll des Bezirksrates hervor. Aus dem im Stadtarchiv verwahrten Gemeinderatsprotokoll vom 10. Juli 1931 ist zu erfahren, dass die Belohnung von zwei Reichsmark in Zeiten der Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit derart attraktiv gewesen sein muss, dass auch Bürger aus anderen Kommunen wie Meßstetten ihre gefangenen Schlangen in Ebingen ablieferten. Aus diesem Grund sollte im gesamten Oberamt Balingen ein einheitlicher Ablieferungspreis für Giftschlangen eingeführt werden. 

Fundberichte aus dem Nachlass des Ebinger Heimatmuseums liefern faszinierende Aufzeichnungen über archäologische Funde in unserer nahen Umwelt. In den 1920er-Jahren wurden unter der Anleitung Paul Eiths zahlreiche Objekte der Menschheitsgeschichte aus dem Grabhügel "Hinter dem Stählernen Männle" in unmittelbarer Nähe zum heutigen Hotel Gasthof "Zum Süßen Grund" geborgen, wovon der Bericht aus dem Nachlass des vom Stadtarchiv verwahrten Heimatmuseums kündet. Alles deutet darauf hin, dass es sich bei diesem Grabhügel um eine vor ca. 3.500 Jahren durchgeführte Familienbestattung handelt. Vielleicht nimmt der ein oder andere nun seine unmittelbare Albstädter Umwelt in einem ganz neuen Licht wahr.

Als Gegenbewegung zur Industrialisierung und gleichzeitigen Abkehr vom artifiziellen Fabrikalltag wuchs das Interesse an der Natur vor der eigenen Haustür. Auf dem heutigen Gebiet Albstadts gab es bereits in der Zwischenkriegszeit nicht nur in Ebingen und Tailfingen zwei Ortsgruppen der kommunistisch geprägten Naturfreunde, sondern auch den Touristenclub Schwaben und eher lose Bewegungen der Wandervögel, die politisch heterogen - zwischen liberal bis hin zu völkisch - aufgestellt waren. Die älteste Wanderkarte des Stadtarchivs stammt von dem uns wohl bekanntesten Wanderverein - dem im Dreikaiserjahr 1888 in Plochingen gegründeten Schwäbischen Albverein - und wurde im Jahr 1930 gedruckt.

Wer kennt Ihn nicht, den Hangenden Sein in Albstadt-Onstmettingen? Zu diesem wundervollen Aussichtspunkt können eindrucksvolle Postkarten sowie Fotos betrachtet werden. Der ausdrucksvolle Irrenberg in Albstadt-Pfeffingen ist das größte Naturschutzgebiet des Zollernalbkreises, wie uns das in der Archivbibliothek vorliegende Buch mit dem Titel "250 Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Tübingen" verrät.

Noch ein kleiner Tipp: Der Traufgang Wiesenrunde führt direkt durch das Naturschutzgebiet. Also schnüren Sie Ihre Wanderstiefel und los geht’s!

Aber eins nach dem anderen: Erst zur Ausstellung in die Stadtbücherei und dann raus in die Natur in die von Eichendorff besungenen rauschenden Wälder

 

 

 

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